Die letzte nutzlose Reise

29.06.2020
Im Textbuch und im Übungsbuch von Ein Kurs in Wundern erscheint der Begriff "Reinkarnation" nie. Erst im Handbuch für Lehrer wird der Begriff näher erläutert und als Konzept bezeichnet, das hilfreich sein kann. Ob man daran glaubt oder nicht ist für das Kursstudium nicht von Belang. "Das Einzige, was begriffen werden muss, ist jedoch, dass die Geburt nicht der Anfang und der Tod nicht das Ende ist. Doch selbst soviel wird vom Anfänger nicht verlangt. Er braucht lediglich die Idee zu akzeptieren, dass das, was er weiß, nicht unbedingt alles ist, was es zu lernen gibt." (H-24.5:7-9)

In vielen spirituellen Systemen und Religionen ist Reinkarnation ein integraler Bestandteil, z. B. im Schamanismus, Hinduismus, Buddhismus usw. Doch irgendwann verstand ich, dass der Kurs voll davon ist, nur dass eben nicht ein vermeintlich beschönigender Begriff dafür verwendet wird, um in Reinkarnation so etwas wie die Erlösung von gegenwärtigem Ungemach erhoffen zu können, sondern wie üblich spricht Jesus Klartext und hält uns vor Augen, was das für unseren eigentlich freien und unbegrenzten Geist wirklich bedeutet. Ein prägnantes Beispiel stellen die folgenden Zeilen dar:

"Die Reise zum Kreuz sollte die letzte 'nutzlose Reise' sein. Begehe nicht den Mitleid erregenden Fehler, dich an das alte raue Kreuz zu klammern. Die einzige Botschaft der Kreuzigung ist die, dass du das Kreuz überwinden kannst. Bis dahin steht es dir frei, dich so oft zu kreuzigen, wie du willst." (T-4.E.3:1,7-9)

Jesus nimmt hier Bezug auf das historische Ereignis der Kreuzigung, das durch die Heilige Schrift des Christentums überliefert ist, deutet es jedoch in einer Art und Weise, wie es uns alle betrifft. Er benennt Reinkarnation als das, was es für den Geist wirklich bedeutet: Kreuzigung, und der Körper wird mit dem Kreuz gleichgesetzt. Der Körper ist wie ein Zaun (Ü-II.5.1), schränkt die Reichweite des Geistes auf ihn ein und verknüpft sein Schicksal mit dem Bisschen Zeit, das diesem zu leben bestimmt ist. Da stellt sich unweigerlich die Frage, weshalb wir das als freier Geist, der wir sind, auf uns nehmen. Es ist kein Geheimnis, dass es unsere unbewusste Schuld sein muss, vor der wir verzweifelt versuchen davonzulaufen und die uns in einen Körper fliehen lässt. Doch das alles haben wir vergessen. Jesus erinnert uns nun daran, dass wir das Kreuz und damit den Körper überwinden können, wie er uns das vorgelebt hat.

Wir müssen uns also der Ursache zuwenden, die uns wiederholt dazu verleitet, uns zu kreuzigen (reinkarnieren). Die Ursache ist die unbewusste Schuld. Solange sie im Geist verborgen ist, projizieren wir sie unbemerkt nach außen und sehen uns einer feindlich gesinnten Welt gegenüber, die uns Leiden und Schmerzen zu bringen scheint. Folglich sind immer die anderen schuld und "wen du als schuldig wahrnimmst, den möchtest du kreuzigen." (T-13.XI.3:8) Diese Versuchung lehrt uns in all ihren Formen eine einzige Lektion, dass wir, der heilige Sohn Gottes, ein Körper sind. (T-31.VIII.1:1-2) Dieser Mechanismus sorgt automatisch dafür, dass wir im Kreislauf der Reinkarnation gefangen bleiben.

Wenn wir dieser Wiederholung des immer Gleichen überdrüssig sind, können wir uns aus dem Kreislauf der Selbstkreuzigung befreien. Indem wir die Lektionen des Kurses lernen und anwenden, hören wir auf, Schuld zu projizieren. Stattdessen anerkennen wir, dass das, was wir dachten, uns angetan wurde, nie geschehen ist. Die anderen werden zu unserem Spiegelbild. Wenn wir Schuld in ihnen sehen, nehmen wir sie zurück, schauen sie uns als selbst verursachte Einbildung an und lassen sie los. Wir erinnern uns, dass der andere unschuldig und die lieblichste aller Schöpfungen Gottes ist. Wahre Vergebung ist der Schlüssel zum Glück und befreit unseren Geist aus dem Gefängnis des Körpers. Wiederholt bittet uns Jesus eindringlich, dieses Leben zu unserer letzten nutzlosen Reise werden zu lassen und mit ihm nach Hause zu gehen: "Du reist nur in Träumen, während du in Sicherheit zu Hause weilst." (T-13.VII.17:7) Damit bekommt unser Leben einen tieferen Sinn und eine klare Zielsetzung. Während wir unseren gewohnten Alltag weiterleben, üben wir gleichzeitig die spirituelle Praxis der wahren Vergebung. Das Gute daran ist, dass wir auf nichts zu verzichten brauchen, außer auf Leiden und auf Schmerzen. Dies ist das einzige Opfer, das wir erbringen müssen. Wer für diesen Kurs wirklich bereit ist, tritt damit die letzte nutzlose Reisen an.

Gib es nun Reinkarnation oder nicht? Auf der Erfahrungsebene, wo wir uns zu befinden scheinen, gibt es tatsächlich so etwas wie Reinkarnation. Mir jedenfalls ist es schon mehr als einmal passiert, dass ich mit einem kleinen Kind aus der Verwandtschaft zusammen war, und dann kam mir plötzlich der Gedanke: "Ich kenne dich, du bist ...", und da wusste ich, als wen aus der Verwandtschaft ich das Kind von früher kannte. Es ist also eine Art von Eingebung und nicht so, dass ich durch irgendwelche Leute hindurchsehen könnte. Über eine ähnliche Art von Eingebung wird von Helen Schucman berichtet, wie sie Bill Thetford eröffnet habe, dass er in einem früheren Leben Origenes gewesen sein soll, einer der bedeutendsten Theologen des frühen Christentums, der einzig an der Wahrheit und nicht an Kirchenpolitik interessiert gewesen war, deswegen als Ketzer verschrien wurde und als Märtyrer endete. Dies mag mit ein Grund dafür gewesen sein, dass Bill genau verstand, um was es sich bei Ein Kurs in Wundern handelte, als er ihn mit der Schreibmaschine eintippte.

Interessant finde ich, wie uns Jesus eröffnet, dass wir schon Tausende von Reinkarnationen hinter uns haben, wenn wir schlussendlich bereit sind, seinen Kurs zu lernen. "Das Ego hat dir ein schäbiges Haus erbaut, das keinen Schutz bietet." (T-4.I.11:1) Hier, wie auch im folgenden Zitat, steht Heim und Haus symbolisch für den Körper, wie aus dem zweiten Teil ersichtlich wird.

"Jeder macht sich Tausende von Heimen, doch keines stellt seinen ruhelosen Geist zufrieden. Er versteht nicht, dass er vergeblich baut. Das Zuhause, das er sucht, kann nicht von ihm gemacht sein. Es gibt keinen Ersatz für den Himmel. Alles, was er je gemacht hat, war die Hölle.

Vielleicht glaubst du, es sei das Haus aus deiner Kindheit, welches du wiederfinden möchtest. Die Kindheit deines Körpers und sein Zufluchtsort sind eine Erinnerung, die jetzt derart verzerrt ist, dass du nur das Bild einer Vergangenheit hegst, welche niemals stattgefunden hat." (Ü I-182.3:3-4:2)

Alles, was wir je getrennt von Gott gemacht haben, war die Hölle, weil wir uns bildlich gesprochen immer nur selbst gekreuzigt haben. Wer das nicht wahrhaben will, wird weitersuchen, in der Hoffnung, doch noch irgendetwas von Wert in der Welt zu finden, um die Neugier (das Ego) zu befriedigen. Er wird wiederkommen. Die Erinnerung an alle früheren Inkarnationen tragen wir im Unbewussten in uns. Mit wahrer Vergebung heilen wir die gesamte mit dieser Erinnerung behafteten Schuld. Das ist wichtig zu wissen, um zu verstehen, dass der Heilungsvorgang seine Zeit benötigt.

Häufig werde ich auf Gary Renards Bücher verweisen, weil ich sie zum Besten zähle, was es gibt, das uns den Kurs erklärt. Und hier nun der Beipackzettel, den ich dringend empfehle zu lesen und zu befolgen. In seinen Büchern erklären uns Arten und Persah, die nächsten Inkarnationen von Gary und seiner zweiten Frau Cindy, so ziemlich alles über den Kurs, seine Hintergründe und das Weltgeschehen. Wenn ich Gary für einen Schwindler halte, der dies alles erfunden habe, dann halte ich ihn in der Schuld gefangen und kreuzige nur mich selbst: "So wie ich dich sehe, sehe ich mich selbst." Der Inhalt sagt mir vielmehr, dass alles echt ist. Zweites, wenn ich denke, dass Gary und Cindy ein weiteres Mal inkarnieren müssen, um ihre Vergebungslektionen zu beenden, dann schicke ich diese Botschaft von meinem Geist, über meinen Geist, an meinen Geist, und wer wird sich dann nochmals kreuzigen? Der Finger zeigt wieder auf mich. Vielmehr sollte ich über ausnahmslos alle wie folgt denken: Ich gehe nach Hause ins Paradies und "Ich kann nicht ohne dich gehen, denn du bist ein Teil von mir." (L-1.V.3:9) Dies ist fortgeschrittene Vergebung, wo die Leiter des Gebets endet.

Hinweis: Dieser Text steht auch als PDF zum Download bereit, mit einer überraschenden Erweiterung.

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